Am letzten April- Wochenende trafen sich in Göttingen rund 340 Augenoptikerinnen und Augenoptiker zum Jahreskongress der Wissenschaftlichen Vereinigung für Augenoptik und Optometrie, kurz WVAO.
Mit rd. 2.000 Mitgliedern ist die WVAO die größte fachwissenschaftliche Organisation für Augenoptiker und Optometristen in Europa. Zu ihren Zielen gehören die Qualitätssicherung in der Versorgung der Sehbehinderten mit optischen Hilfsmitteln sowie die Weiterentwicklung der fachlichen Kompetenzen und qualifizierten Beratung von Sehbehinderten.
Ein Schwerpunkt: der Bereich Low Vision.
Seit 2001 gibt es die Ausbildung zum Anerkannten Fachberater für Sehbehinderte im Rahmen der WVAO. Der erfolgreiche Abschluss der Ausbildung ist neben dem Erwerb fachlich-inhaltlicher Qualifikationen auch vom Vorhandensein einer umfangreichen Geräteausstattung für die Low-Vision-Rehabilitation abhängig. Neben Lupen und Monokularen gehören dazu auch Bildschirmlesegeräte, Verkehrsschutzzeichen und eine Auswahl an Blindenhilfsmitteln mit Sprachausgabe.
Natürlich dürfen sowieso nur ausgewiesene Fachleute aus dem Bereich der Augenoptik die Ausbildung absolvieren, z.B. Augenoptikermeister mit mindestens einjähriger Berufserfahrung.
Die nach erfolgreicher Prüfung erfolgte Zertifizierung gilt für zwei Jahre und wird durch regelmäßige Weiterbildung erneuert. Mittlerweile haben bereits mehr als 500 Fachleute die Anerkennung zum Fachberater erworben.
Diese Offenheit für das Thema „Sehbehinderung“ spiegelte sich auch im Programm des jetzt abgehaltenen Jahreskongresses wider. Den gesamten Samstag über informierten sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Forum III zu aktuellen Entwicklungen und neuen Erkenntnissen aus dem Bereich „Low Vision“. Die Themenbreite reichte von „sehbehindertengerechte Beleuchtung“ über „Behandlungsmethoden bei Augenerkrankungen im höheren Alter“ bis zu „Erfahrungen mit der Orayatherapie“.
Genau dieser Blick über den Tellerrand ist es, der Fachleute aus der gesamten Republik die Reise nach Göttingen antreten ließ. Im Falle von Hilka Zierke immerhin von Langerwehe am Rande der Nordeifel.
„Hier entdecke ich immer wieder aktuelle, interessante Themen und Entwicklungen“, sagt die Augenoptikermeisterin und WVAO-Fachberaterin für Sehbehinderte, für die der Kongress seit vielen Jahren zu den „Pflichtterminen“ gehört. „Davon profitieren natürlich auch meine Kunden, für die ich hinterher viele neue Tipps habe.“
Abgerundet wurde der Jahreskongress, der bereits seit 1950 ausgerichtet wird, durch eine kleine aber feine Ausstellung von Brillenherstellern, Hilfsmittelfirmen und Herstellern optischer Geräte. Zwischen bekannten Firmen wie Baum oder Optelec tummelten sich auch Neulinge wie das OptiX Sehzentrum, das mit dem Tabimax eine Halterung präsentiert, mit der ein beliebiges Tablet in eine vielseitig einsetzbare Lupe verwandelt werden kann.
Genau diese Mischung aus interdisziplinärer Fachinformation, aktuellester Innovation und kollegialem Austausch macht den Erfolg des Jahreskongresses aus, so Hartmut Glaser, der als Geschäftsführer die Organisation des Kongresses schon zum 33. Mal durchführte.
Und natürlich gilt auch hier: nach dem Kongress ist vor dem Kongress. Und so sind die Planungen für den 68. Jahreskongress bereits in vollem Gange. Der findet am letzten Aprilwochenende 2017 in Stuttgart statt.
—
Eine Liste der ANERKANNTEN FACHBERATER FÜR SEHBEHINDERTE findet sich auf http://wvao.de/