Veröffentlicht am 11. August 2016

Nacht der 1.000 Wünsche: Heute regnet es Sternschnuppen

In der kommenden Nacht erreicht der Meteoritenschauer der Perseiden seinen diesjährigen Höhepunkt. In der Zeit zwischen Mitternacht und vier Uhr sind bis zu 170 Sternschnuppen pro Stunde am Himmel zu sehen.

Aus diesem Anlass haben wir einige Fragen an Dr. Jürgen Trinkus gestellt, Vorsitzender von AnderSicht e.V. Frei nach dem Motto „Ich höre und fühle, was Du siehst“, setzt sich Verein unter anderem für eine „Astronomie für alle Sinne“ ein.

Herr Trinkus, zum Anfang bitten wir um eine Worterklärung: warum heißen die Perseiden eigentlich „Perseiden“?

Die Erde kreuzt um den 12. August herum die Staubspur eines Meteoriten und es regnet Sternschnuppen. Deren scheinbarer Ursprung liegt im Sternbild Perseus. Daher wohl regnet es Perseiden.

Sie machen sich für eine „Astronomie für alle Sinne“ stark. Wie würden Sie einen Blinden eine Sternschnuppe erfahren lassen?

Ich bin ja selber blind und hoffe, Sie erklären es mir. Wenn ich in solchen Sternennächten mit meinen Freunden und Verwandten sitze, überträgt sich deren Faszination unwillkürlich auf mich. Das Magische ist doch wohl das durch die Dunkelheit fallende Licht. Und alles kommt von weit draußen aus kosmischen Weiten. Auf diese Weise mit dem Universum in Fühlung, hofft man auf eine Macht, die Wünsche erfüllt. Das macht aber jeder im Stillen ab mit jener höheren Macht.

Die naturwissenschaftliche Erklärung ist im Vergleich dazu doch recht prosaisch. Ionisierte Luftmoleküle  markieren eine Flugbahn.

Ein besonderes Astronomie-Projekt wird Ende August in Kiel eingeweiht, u.a. ist von einer „Sternenscheibe“ die Rede. Worum geht es da genau?

Ja, da geht es auch um das Sternenbild Perseus. Wie zeigt es sich am Himmel und wann? Preiswerte Himmelsscheiben aus Pappe gibt es ja schon lange. Man stellt sie für einen gewünschten Zeitpunkt so ein, dass der dann tatsächlich sichtbare Sternenhimmel freigegeben und der Rest von der Horizontscheibe verdeckt ist.

Ich selbst bin ja nicht der Astronom in unserem Projektverein für Hör- und Tastsinnigkeit. Das ist bei uns der blinde Mathematik- und Physikstudent Niels Luithardt. Er entwarf vor sechs Jahren mal ein Modell, dessen hoch moderne Fortentwicklung durch die Firma drei-D Formenbau kurz vor der Fertigstellung steht.

Unser Anspruch ist es, dass der Sternenhimmel erfühlt und verhört werden kann. Auf der Sternenkarte sind 180 Sterne aus 35 Sternbildern ertastbar als runde Knöpfe in drei Größenklassen, abgestuft nach der Leuchtkraft. Drückt man auf diese Knöpfe spricht die Himmelsscheibe den Namen und die Zugehörigkeit des jeweiligen Sterns. Will man mehr erfahren, drückt man etwas länger. Die jeweils aktiven Sterne leuchten auch auf. Das Ganze wird auch schön anzuschauen sein, wenn ich die Begeisterung der Eingeweihten richtig interpretiere.

Ja, und am 26. August ist es dann so weit. Im Rahmen der Kieler Museumsnacht ist zwischen Sternwarte und Mediendom der Fachhochschule die Astronomie immer ein zentrales Thema. Und dieses Jahr sind wir dabei. Unser Gast ist der blinde Astronom Gerhard Jaworek aus Karlsruhe mit seinem jüngst erschienen Buch „Mein Weg zu den Sternen“ und der App Universe2Go, die mit seiner Hilfe nun auch für Blinde die Exploration der Sterne ermöglicht.

Unsere Himmelsscheibe wird in Kiel ihre Weltpremiere erleben und gleich weiter wandern; denn sie hat einen wunderbaren Bestimmungsort: die erste barrierefreie Sternwarte in Europa, St. Andreasberg im Harz, lädt Menschen mit und ohne Handicap ein, sich auf das Weltall einzulassen. Unser Relief des Sternenhimmels zum Schauen, Fühlen und Hören wird einen würdigen Platz haben. Und natürlich kann auch das Sternbild Perseus erkundet werden. Nur das Erklären von Sternschnuppen, Nordlichtern und anderen Augenverzückungen bleibt weiter auf der Tagesordnung. Licht in Sound übersetzen? Wir sind für alles offen.