Veröffentlicht am 15. Mai 2019

Stiftung Auge: Schlechtes Sehen im Alter bedroht auch Hirnfunktionen

München – Eine im Journal of the American Medical Association (JAMA) veröffentlichte Studie belegt einen deutlichen Zusammenhang zwischen nachlassender Sehkraft und abnehmender Hirnfunktion im Alter. Die Stiftung Auge weist vor diesem Hintergrund darauf hin, wie wichtig gutes Sehen und regelmäßige Besuche beim Augenarzt für ältere Menschen sind. Jedoch gelangt die augenärztliche Versorgung oft nicht zu Menschen in Senioren- und Pflegeheimen, wie eine Erhebung der Stiftung Auge zeigt (OVIS-Studie). Die Stiftung Auge hat gemeinsam mit weiteren Akteuren im Gesundheitswesen Maßnahmen erarbeitet, wie sich die augenärztliche Versorgung in Seniorenheimen verbessern lässt. Welche das sind und warum gutes Sehen im Alter auch Voraussetzung für Teilhabe ist, erläutern Experten der Stiftung Auge im Rahmen einer Pressekonferenz am 29. Mai 2019 von 12.00 bis 13.00 Uhr in Berlin.

Dass auch der Erhalt der Geisteskraft zu einem gewissen Grade vom Sehvermögen abhängt – darauf deutet nun eine Studie hin, die US-Mediziner im renommierten Journal of the American Medical Association (JAMA) veröffentlicht haben. An der Studie nahmen über 2.500 Senioren teil. Zu Beginn ermittelten die Forscher die geistigen Fähigkeiten anhand eines Schnelltests sowie die Sehschärfe. Dieser sogenannte Mini-Mental-Status-Test (MMST) erfasst anhand eines Fragebogens unter anderem die Fähigkeiten zur Orientierung, zum Rechnen, zum Buchstabieren und die Merkfähigkeit. Nach zwei, sechs und acht Jahren erfolgten Nachuntersuchungen. Dabei zeigte sich, dass sich über die Zeit sowohl die Sehschärfe als auch die MMST-Testergebnisse verschlechterten. Das Ergebnis der Forscher zeigte, dass das Ausmaß der Sehverschlechterung mit dem Ausmaß der Verschlechterung der geistigen Leistungsfähigkeit assoziiert war.

„Diese Ergebnisse belegen einmal mehr, wie wichtig das Sehen für die soziale Teilhabe ist“, sagt Professor Dr. med. Frank G. Holz, Direktor der Universitäts-Augenklinik Bonn und Vorsitzender der Stiftung Auge. Wer ohne nennenswerte Einschränkungen lesen, sich informieren und an gesellschaftlichen Ereignissen teilhaben könne, werde auch geistig angeregt und gefordert. Das Nachlassen der Sehkraft sollte daher keinesfalls als normale Alterserscheinung hingenommen werden. „Die meisten Augenerkrankungen lassen sich heute gut behandeln, wenn sie rechtzeitig erkannt werden“, so der Experte. Regelmäßige Kontrollen beim Augenarzt seien daher von großer Bedeutung, um die Sehfähigkeit, die Lebensqualität und die Fähigkeit zur sozialen Teilhabe zu erhalten – und damit auch die Geisteskraft.

Die Studie OVIS (Ophthalmologische Versorgung in Seniorenheimen) hat gezeigt, dass die augenärztliche Versorgung oft nicht zu den Menschen in Pflege- und Seniorenheimen gelangt. „Unbehandelte Augenerkrankungen und Einschränkungen im Sehvermögen bringen nicht nur die Gefahr einer Erblindung: Übersehene Teppichkanten oder Stufen können Stürze verursachen und Knochenbrüche mit sich bringen, die nicht selten zu erhöhter Pflegebedürftigkeit oder sogar vorzeitigem Tod führen können“, sagt Holz. Auch für die Selbstständigkeit, Mobilität und geistige Gesundheit spielt das Sehen eine große Rolle.

In einem Maßnahmenkatalog hat die Stiftung Auge jetzt gemeinsam mit weiteren Akteuren im Gesundheitswesen notwendige Schritte zur Verbesserung der Versorgungssituation festgelegt. Hierzu gehört unter anderem, dass Thema Auge in der Pflegeaus- und -weiterbildung zu stärken, einen Transport und die Begleitung der Bewohner zum Augenarzt sicherzustellen und Screening-Untersuchungen in den Heimen zu ermöglichen. Weitere Maßnahmen stellt die Stiftung Auge im Rahmen ihrer Pressekonferenz am 29. Mai 2019 in Berlin vor. Außerdem berichtet Professor Dr. Dr. h.c. mult. Ursula Lehr, Ehrenvorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO), wie wichtig das Sehen für die Teilhabe im Alter ist.

Die Stiftung Auge der DOG ist eine Stiftung des bürgerlichen Rechts mit Sitz in München, die 2008 gegründet wurde. Ziel der Stiftung ist es, die Ursachen für Erblindung zu bekämpfen und Erblindung zu verhindern.
Zweck der Stiftung ist die

  • Förderung der augenheilkundlichen Forschung
  • Förderung der augenärztlichen Fort- und Weiterbildung
  • Aufklärung über Augenerkrankungen und Erblindungsursachen

Die Förderung erfolgt u.a. durch Unterstützung konkreter wissenschaftlicher Projekte. Zusätzlich werden mit der jährlichen Vergabe eines Wissenschaftspreises Nachwuchswissenschaftler/innen sowie wissenschaftlich orientierte, praktizierende Augenärzte gefördert.